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Ein mechanisches Meisterwerk

 

Das reich mit Schnitzwerk dekorierte Salzburger Claviorganum ist kunstvoll gebaut. Das Korpus ist aus Birne und Eiche, schwarz gebeizt, die Untertasten mit Ochsenbein, die Obertasten mit furniertem Ebenholz belegt. Es wurde 1591 vom Innsbrucker Instrumentenbauer Josua Pock gefertigt.

Pock baute das Instrument ursprünglich für Erzherzog Ferdinand II. von Tirol, konnte sich mit diesem aber offensichtlich nicht über den Preis einigen. Orgelbauer und Instrument landeten kurz darauf in Salzburg, wo Wolf Dietrich von Raitenau eben seine Hofkapelle neu organisierte. Der Fürsterzbischof nahm Pock neben einer Reihe anderer Innsbrucker Hofmusiker an seinem Hof auf und erwarb auch das Claviorganum.


Besondere Klangmischungen 

Das Claviorganum ist Solo- und Ensembleinstrument zugleich.

Orgel, Regal und Spinett lassen sich sowohl einzeln als auch in jeder denkbaren Verbindung spielen. Im Inneren des Klaviaturvorbaues befindet sich das Regal, im Inneren des Gehäuses eine fest eingebaute Windlade und die Orgelpfeifen.

Die beiden Blasebälge sind unterhalb des Spinetts eingebaut und werden mit den Zugschnüren auf der rechten Seite des Instrumentes betrieben.

Die hölzernen Pfeifen sind wegen des beengten Raumes im Gehäuse liegend untergebracht, die Windzuführungen im Bodenbrett verstemmt.


Ein spektakulärer Hörgenuss 

Claviorgana bestechen noch nach Jahrhunderten, als technische Meisterwerke ebenso wie als Instrumente mit schier endlosen musikalisch-klanglichen Potentialen. Sie hatten einst eine frappierende Wirkung auf die Zuhörer: „Während der Vater spielte, zogen die Jungen die Blasbälge; er ließ die Pfeifen zugleich mit den Saiten erklingen oder er spielte nur die Pfeifen. Dann setzte er wieder aus und es erklangen nur die Saiten. Mit diesem süßen Wechsel nahm er die Sinne aller gefangen und alle waren vor Vergnügen starr und außer sich“vermerkte ein enthusiasmierter Zeitgenosse.

Das Salzburger Claviorganum

„Ain eingelegter Tisch, darinnen allerlei orglwerch“ (Inventarium 1612)
„1 schwarz Cässtl von Eben Holz darein ain orgelwerckh“ (Inventarium 1619)

Das Instrument war ursprünglich vermutlich in einem Schreibtisch eingebaut.

Es ist 138 cm breit, 55 cm tief, 32,5 cm hoch und umfasst 3 Instrumente:

- ein Regal 8‘ mit 42 Tönen
- ein Spinett mit 50 Tönen
- ein Labialregister Gedeckt 4‘, mit 50 Tönen

Die Rückseite des Vorsatzbrettes hat der Erbauer signiert: IOS + POCK + ORGLMACHER + ZU + INSPRUG

Auf der Deckleiste des Spinetts findet sich die Devise SIC + TRANSIT + GLORIA + MUNDI sowie die Jahreszahl M + D + LXXXXI. Zudem ist Psalm 150 „Laudate Dominum“ zitiert.

Das Claviorganum – lange Zeit in Vergessenheit geraten − wurde in den 1970er Jahren im Rahmen der Vorbereitungsarbeiten zur Errichtung des Dommuseums und der Rekonstruktion der alten fürsterzbischöflichen Kunst- und Wunderkammer von Prälat Johannes Neuhardt  wiederentdeckt und von Univ. Prof. Gerhard Croll identifiziert und dokumentiert.

Durch gravierende Eingriffe und sinnwidrige Umbauten war das funktionelle Konzept in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts so nachhaltig verändert worden, dass eine umfassende Restaurierung und Rekonstruktion notwendig wurde.

Seit Abschluss dieser minutiösen, kriminalistisch anmutenden Detailarbeit durch den Wiener Restaurator Peter Kubelka kann das Claviorganum wieder bespielt werden.