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Michael Haydn

In Salzburg haben sich nur wenige eigenhändige Partituren Michael Haydns erhalten.

Eine davon ist die lateinische Huldigungskantate (Applausus) Amor subditorum, 1780 anlässlich des Salzburg-Besuchs des neu gewählten Fürstpropstes von Berchtesgaden, Joseph Konrad Freiherr von Schroffenberg, geschrieben (Text: P. Florian Reichssiegel OSB).

Sie ist ein schönes Beispiel für Haydns kalligraphische Notenschrift, die „fast ohne Correktur oder Radierung“ auskommt. Die ebenmäßigen Züge und die wie gedruckt wirkende Disposition des Schriftbildes spiegeln seine methodische Herangehensweise wider. Haydn galt als „systematischer Kopf“, seine Werke waren auf der Basis eines gut ausgearbeiteten Konzepts genau durchdacht und sorgfältig berechnet.

Applausus-Kantaten stehen stilistisch den Oratorien* nahe, sind als Huldigungsmusiken der barocken Festoper ähnlich und stellen in ihrer Funktion eine Art Tafelmusik dar.

Haydns Amor subditorum glänzt mit einer dem Anlass gemäßen repräsentativen Orchester-Besetzung aus jeweils zwei Flöten, Oboen, Hörnern und Trompeten sowie Pauken, einer Solovioline, Streichern und Continuo.

 

* Oratorium: dramatisches, mehrteiliges Stück mit geistlichem Text. Die Aufführung war konzertant, ohne szenische Handlung, Bühnenbild und Kostüme, nur mit Instrumentalmusik und Gesang.

Zu den - wenigen - persönlichen Erinnerungsstücken an Michael Haydn zählt auch eine Brille mit Etui, die bald nach seinem Tod in das Musikarchiv der Erzabtei St. Peter kam.

Eine Untersuchung der Gläser ergab, dass Haydn kurzsichtig gewesen sein muss (rechts 3 Dptr., links: 2,75 Dptr.).

Das mit geprägtem Leder überzogene Etui trägt eine Aufschrift von P. Michael Nagnzaun: „Augengläser des Herrn Concert-Meister Michael Haydn.

Der gebürtige Salzburger P. Michael Nagnzaun (1789-1860) - siehe sein Porträt auf der gegenüberliegenden Seite - war der jüngere Bruder des Abtes Albert IV. Nagnzaun (1777-1856) und wie dieser hoch musikalisch.

Er dürfte als Sängerknabe noch Unterricht bei Michael Haydn genossen haben und gehörte mit seinem Bruder zu dessen getreuesten Verehrern.

 

P. Michael komponierte selbst und zeichnete für die Musikpflege in St. Peter verantwortlich, er war Chorregent und Leiter des Musikarchivs, besaß eine umfangreiche Musikaliensammlung und legte ein Thematisches Verzeichnis der Kirchenwerke Michael Haydns an.

Er erwarb auch dessen Originalporträt von Michael Haydns Witwe und nahm es auf seine letzte Arbeitsstelle als Pfarrer, nach Wien-Dornbach, mit.