In meine gnädigste Kaiserin bin ich ganz verliebt!
Eine Art öffentliche Generalprobe der Theresien-Messe fand auf Einladung von Abt Dominikus Hagenauer in St. Peter statt, in Anwesenheit von Erzherzog Johann, dem Bruder des Kaisers.
Als Haydn Marie Therese seine Messe in Wien in einer Privataudienz am 9. September 1801 persönlich überreichte, fragte ihn die Kaiserin besorgt: „Sie haben mir doch die Sopranstimme nicht zu schwer gesetzt? Ich singe sie selbst.“
Nicht ohne Stolz berichtet Michael Haydn seiner Ehefrau Maria Magdalena aus Wien von der Mess-Probe: „Gestern morgens nach 10 Uhr war die Messeprob. Am Anfange etwas schüchtern, nach und nach aber mit stets wachsendem Muth, sang die Kaiserinn alle Ihre Solo, besonders aber das Et incarnatus est de Spiritu sancto ex Maria Virgine (zu diesem allen hat Sie sehr angenehm gerätscht) und Benedictus sehr richtig und artig. Was aber mein Vergnügen aufs Höchste trieb, war Ihre Zufriedenheit mit meiner Komposition. Ein über das anderemal: bravo! schön! und Ihr höchster Ausdruck war: Haydn! Superb! Eifer nicht! in meine gnädigste Kaiserinn bin ich ganz verliebt. Sie ist aber auch eine liebe schöne Frau. Das Übrige kann Dir der Herr Pfarrer (i. e. Reisebegleiter P. Werigand Rettensteiner) deutlicher auseinander setzen; auch wird er Dir erzählen, dass wir bei meinem Bruder gespeist haben …“