Il ré pastore (Der königliche Hirte) KV 208
Serenata in zwei Akten. Libretto nach Pietro Metastasio von Giambattista Varesco.
Alessandro (Alexander der Große), König von Mazedonien
Aminta, Sohn des Königs von Sidon, als Schäfer lebend
Elisa, eine junge Phönizierin
Tamiris, Tochter des Tyrannen Strato
Agenor, ein edler Phönizier, Freund Alexanders
Der Text geht auf ein bereits oft vertontes Libretto des kaiserlichen Hofpoeten Pietro Metastasio (1698-1782) zurück - wohl auch zu Ehren des Erzherzogs - und zeigt den Herrscher in einer metaphorischen Hirtenrolle, der sich für die Liebe (zu Gott?) entscheidet.
Der junge Hirte Aminta lebt einfach und glücklich und hofft, die vornehme Phönizierin Elisa trotz seines vermeintlich niederen Standes heiraten zu dürfen. Alessandro, König von Mazedonien, erkennt in Aminta den verschollenen Prinzen des Reichs und will ihn zum Herrscher erheben.
Nun ist Amintas hoher Stand das Liebeshindernis. Allesandro verlangt außerdem, dass Aminta die Tochter des gestürzten Tyrannen zur Frau nimmt, die jedoch Agenore, einen Freund Alessandros, liebt. Zwischen Neigung und Pflicht, entscheidet sich Aminta, lieber ein einfacher Schäfer zu bleiben als seine Liebe zu opfern.
Diese edle Gesinnung wird belohnt: Alles löst sich in Wohlgefallen auf. Die Liebenden bleiben zusammen und Aminta und Elisa besteigen den Thron.
Eine Sequenz der Arie des Hirten Aminta, Aer tranquillo (1. Akt), steht thematisch dem ersten Satz von Mozarts Violinkonzert G-Dur KV 216 nahe.
Das Violinsolo der Aminta-Arie im 2. Akt, L’amero sacro costante, soll von Michael Haydn oder Mozart selbst gespielt worden sein.
Mozarts Serenata behandelt eine Episode aus der Feldherrn-Geschichte Alexanders des Großen: die Erhebung von Abdalonymos, dem unerkannt lebenden Angehörigen eines alten einheimischen Fürstengeschlechts, zum neuen König von Sidon, das Alexander auf einem Feldzug im Jahr 332 v. Chr. erobert hatte.
Musik und Malerei reichen sich in diesem Fall die Hand: Auch die Deckbilder des Rittersaals verweisen – wie in allen anderen Prunkräumen mit einem „Alexander-Zyklus“ als Bildprogramm – auf eine Begebenheit aus dem Leben Alexanders. Das große mittlere Deckengemälde erzählt von der „Zähmung des Hengstes Bucephalus“.
„Abends zur Serenada nach Hof, die vom jungen M. verfertigt wurde“, notierte einer der Gäste der Festveranstaltungen zu Ehren von Erzherzog Maximilian Franz im Rittersaal der Residenz in sein Tagebuch: Johann Baptist Joseph Joachim von Schidenhofen auf Stumm und Triebenbach (1747-1823), hochfürstlich-salzburgischer Hofrat und Landschaftskanzler sowie Freund der Familie Mozart.
„Übrigens wurde der Abend wie vorigen Tages wiederum mit einem Musique-Concert und Nachtmahl im Palast beschlossen, und in Ansehung des Concertes in dem der Unterschied zur Abwechslung gemacht, dass, wie für den vorhergehenden Tag der bekannte Kapellmeister Fischietti also für diesen Abend der nicht minder berühmte Mozart zu der abgesungenen Kantate die Musique verfasst hatte.“
Die im Reisejournal des Erzherzogs vermerkte "Kantate" von Hofkapellmeister Domenico Fischietti (um 1725-1810) wurde einen Tag vor Mozarts Il re pastore im Rittersaal aufgeführt: Gli orti esperidi (Die Gärten der Hesperiden) basiert ebenfalls auf einem Libretto des kaiserlichen Hofpoeten Pietro Metastasio.