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Befreiung Petri aus dem Kerker

Hendrick van Steenwyck nach/after der Jüngere (1580 - 1649)

Befreiung Petri aus dem Kerker
Gemälde
Öl/Leinwand
Bildmaß 115 x 145 cm
Rahmenmaß 125,9 x 156,2 x 4 cm
426 (bez. l . u.)
630
Derzeit nicht in der Ausstellung
Flämischer Barock
© Residenzgalerie Salzburg, Aufnahme Fotostudio Ulrich Ghezzi, Oberalm

Drei Beispiele der im dunklen Kellergewölbe vor sich gehenden "Befreiung Petri" von Hendrick van Steenwyck d. J. sind in den Beständen des Kunsthistorischen Museums Wien inventarisiert (Öl/Eichenholz, 37 x 47 cm, bez. u. i. d. Mitte: HENR. V. STEN. IOng. 1604, Inv. Nr. GG 723, Öl/Leinwand, 155 x 197,5 cm, bez. a. d. mittleren Stufe u. d. Engel: HNE. V. STEINWICK, 1621, Inv. Nr. GG 731, Öl/Eichenholz, 24 x 30 cm, bez. a. d. Koffer: H. V. S. 1635, Inv. Nr. GG 641). Format und Bildträger der Nachtstücke unterscheiden sich. Ebenso variiert die Anordnung der Beleuchtungsquellen wie jene der Staffage. Charakteristisch sind die von dicken Säulenschäften getragenen Kellergewölbe.
Entsprechend den Wiener Beispielen ist im Salzburger Gemälde die titelgebende Szene von untergeordneter Rolle. In erster Linie handelt es sich um ein Architekturstück wie auch um eine Nachtdarstellung. Verschiedene künstliche Lichtquellen erhellen die Schwärze des Kerkers in unterschiedlicher Intensität. Ein knisterndes Feuer gibt am rechten Bildrand Wärme und Licht. Ruhig brennt eine Kerze an der Wand. Ihr Schein lässt die Silhouette der mittleren Säule besonders markant hervortreten. Zartes Licht gibt die in einer Laterne brennende Kerze über Petrus. Ihre Strahlen akzentuieren sternförmig die zusammenlaufenden Gewölberippen. Sie können als Hinweis auf die dargestellte Episode der Apostelgeschichte (Apg 12, 1–11) gelesen werden. In die Tiefe und Höhe führende Stiegen deuten den über mehrere Stockwerke verlaufenden Kerker in Jerusalem an, in dem Petrus von Herodes in Ketten gelegt ist. Ein in der Dunkelheit liegender Gang kündet von der Ausdehnung der einzelnen Geschoße. Farbenfroh ist die Kleidung der im Bildvorder- und Mittelgrund schlafenden Wachen. Sie tragen leuchtende Gelb-, Rot-, Blau- und Petroltöne. Hellebarden und Säbel sind im Schlaf funktionslos. Im rechten Mittelgrund wachen Männer am Feuer. Ihre Gewänder sind in der Farbigkeit genauso reduziert wie die des Engels, Petrusʼ und die der neben ihnen schlafenden Wache. Weitläufig ist der Kerker zwischen diesen beiden Szenen. Somit bleibt die "Befreiung Petri" unbemerkt. Petrus wendet sich ungläubig um, bevor er dem vor ihm schreitenden Engel des Herrn folgt. „Und der Engel sprach zu ihm: Gürte dich und zieh deine Schuhe an! Und er tat es. Und er sprach zu ihm: Wirf deinen Mantel um und folge mir! Und er ging hinaus und folgte ihm und wußte nicht, daß ihm das wahrhaftig geschehe, durch den Engel, sondern meinte, eine Erscheinung zu sehnen.“ (Apg 12, 8–9). Papst Gregor der Große legt den 1. August als Festtag der Kettenfeier fest. 1960 wird das Fest aus dem römischen Kalender gestrichen.

Ducke Astrid: Zurückgeholt. Residenzgalerie Salzburg, Salzburg 2017, S. 62, 64