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Flora

Claude Vignon (1593 - 1670)

Flora
1630er Jahre
Gemälde
Öl/Leinwand
Bildmaß 89,4 x 76,5 cm
Rahmenmaß 101,8 x 89 x 3,2 cm
387
In der Ausstellung
Französischer Barock
© Residenzgalerie Salzburg, Aufnahme Fotostudio Ulrich Ghezzi, Oberalm

Als Personifikation des Frühlings ist Flora Synonym für Jugend, Lebensgenuss, Überfluss, Reichtum und Fruchtbarkeit. Leidenschaftlich wurde jährlich ihr Fest – die Floralia – Ende April, Anfang Mai im antiken Rom gefeiert. Mannigfaltig, bisweilen sehr delikat waren die Vergnügungen, die von einer Hasen- und Ziegenhetze über die Aufführung von Mimen bis hin zu Entblößung der Tänzerinnen auf der Bühne reichten.
Claude Vignon präsentiert die altrömische Göttin als dekoratives Schaustück in kultivierter, vornehmer Sinnlichkeit. Gerahmt von zwei herabhängenden Obst- und Blumenfestons mit reifen Früchten und geöffneten, edlen Blüten sowie am Haupte bekränzt, blickt Flora mit makelloser Jugendlichkeit dem Betrachter entgegen. Von ruhiger, schlichter Eleganz und vornehmem Habitus, zierlich und höfisch in ihrem Ausdruck, aber kein realistisches Porträt, so entspricht Flora dem Geschmack des Publikums im 17. Jh. Die Lilie in der Rechten galt bei den Griechen auch als Symbol des Schönen und der Liebe, die brennende Fackel als Sinnbild der Zeit, die das Werden und Vergehen vereint.
Der die Göttin umgebende, nicht näher definierte Raum in tonigen Braunabstufungen, nur rechts von ihrem Gesicht durch ein diffuses Leuchten etwas aufgehellt, unterstreicht die Zeitlosigkeit. Farbige Akzente, die von Vignons koloristischen Qualitäten zeugen, setzt der Künstler mit dem Blumenkranz und den beiden Festons. Die Halbkörperdarstellung, die ausgeprägte Lichtführung und reduzierte Farbpalette verwendet der Meister in den ersten Jahrzehnten seiner künstlerischen Laufbahn. Ursprünglich war das Gemälde oval gefasst, die Flora nicht zentral angeordnet, sondern etwas aus der Mitte nach links gerückt, was der dynamischen, barocken Auffassung besser entspricht.

HABERSATTER Thomas: Vignon Claude, Flora in: DUCKE Astrid, HABERSATTER Thomas, OEHRING Erika: Meisterwerke. Residenzgalerie Salzburg. Salzburg 2015, S. 136