Gebirgsgegend mit reitenden Bauern

Die Auseinandersetzung niederländischer Maler mit der italienischen Landschaft umfasst in der Malerei des 17. Jh.s gleich drei Künstlergenerationen. Den als „Italianisanten“ bezeichneten Malern geht es weniger um die antiken Zeugnisse, sondern um die Besonderheiten der Landschaft in südlichem Licht sowie um das in ihren Augen ursprüngliche volkstümliche Leben. Bevorzugte Orte finden sie in der Umgebung von Rom – in Tivoli, dem Tibertal und der römischen Campagna. Die Begegnung mit Italien prägt in den meisten Fällen die Stilentwicklung der niederländischen Landschaftsmaler.
Nach der Rückkehr behält man die Themen bei. Die Bilder zeigen keine realistischen Wiedergaben der Landschaft. Sie sind paradiesische Gefilde in goldenem Licht. Die milde sonnige Atmosphäre suggeriert Frieden und Harmonie. Das Erinnerungsbild wird erfolgreich zum südlichen Stimmungsbild sublimiert.
Werke der Italianisanten sind im In- und Ausland überaus begehrt und erzielen hohe Preise. Künstler wie Philip Wouwerman und Aelbert Cuyp malen italienische Landschaften, ohne jemals das Land bereist zu haben. Auch Berchem verfügt über ein umfangreiches OEuvre an italianisierender Malerei, ehe er 1651 erstmals nach Rom reist. In diesem Genre ist er einer der produktivsten Maler.
Eine lockere Malweise ohne streng umrissene Konturen bestimmt die Berchem zugeschriebene Landschaft mit raffiniert eingefügtem Repoussoir vor den im Dunste horizontal gestaffelten Gebirgszügen. Nach Renate Trnek kennzeichnet diese Umsetzung Werkstattvarianten aus den 1660er-Jahren. Das Gemälde wiederholt eine frühere signierte Komposition gleichen Formats und steht in Verbindung mit Berchems bekannter Berglandschaft mit drei Herden „Drie Kudden“ aus dem Jahre 1656 (Rijksmuseum Amsterdam).

OEHRING Erika: Berchem Nicolaes, Gebirgsgegend mit reitendem Bauern, in: DUCKE Astrid, HABERSATTER Thomas, OEHRING Erika: Meisterwerke. Residenzgalerie Salzburg. Salzburg 2015, S. 34