Herrenporträt (Männliches Modell in niederländischem Kostüm)
Friedrich von Amerling (1803 - 1887)
Rahmenmaß 130 x 106 x 12 cm
Im Herrenporträt von Friedrich von Amerling (1803–1887) aus dem Jahr 1832 ist die Figur als Hüftbild präsent in den Vordergrund gerückt. Lediglich ein roter Vorhang, ein Symbol der Würdigung wie bei dem Kinderbildnis Maria Theresia Isabella, Erzherzogin von Österreich von Moritz Michael Daffinger (Residenzgalerie Salzburg, Inv.-Nr. 610), definiert den Raum.
Amerling war spätestens seit dem ihm 1832 erteilten Auftrag, Kaiser Franz I. von Österreich im österreichischen Kaiserornat abzubilden, ein begehrter Porträtmaler, dessen Begabung sich im sensiblen Umgang mit dem Gesicht zeigt. Er war ein Meister der Lichtführung und fein abgestufter Farbnuancen, die auf die zeitgenössische Malerei Englands verweisen.
Ein Studienaufenthalt hatte Amerling 1827/28 nach London geführt. Außerdem war der englische Maler Thomas Lawrence (1769–1830) in Wien kein Unbekannter, reiste er doch im Auftrag von Prinzregent George IV. 1818–1820 nach Aachen, Wien und Rom, um Porträts herausragender Persönlichkeiten und regierender Häupter anzufertigen.
Die Identität des Mannes im Herrenporträt konnte noch nicht geklärt werden. Vieles spricht für eine Charakterstudie, etwa die Pose oder die Kleidung, die der niederländischen Mode des 17. Jahrhunderts entspricht. Derartige Genretypen scheinen in der italienischen Malerei zu wurzeln – beispielsweise bei Michelangelo (1475–1564), Caravaggio (1571–1610) oder Pietro della Vecchia (1602/03–1678) (Residenzgalerie Salzburg, Inv.-Nr. 313). Zudem waren im 19. Jahrhundert Aufführungen „lebender Bilder“, sogenannte Tableaux vivants, beliebt, bei denen Schauspieler oder Laiendarsteller auf einer Bühne in originalgetreuen Kostümen
und Requisiten in die Rolle der Protagonisten berühmter Gemälde schlüpften und für wenige Minuten regungslos verharrten. Die „lebenden Bilder“ haben ihren Ursprung in der Aufführungspraxis des Theaters, wo seit dem Ende des 18. Jahrhunderts Szenen in Standposen zur besonderen Dramatisierung umgesetzt wurden. Schließlich setzte sich das Einzelbild als eigene Kunstform durch und war ein beliebtes Motiv in der Malerei und in der Fotografie.
Habersatter Thomas: Blicke – Posen – Rollenbilder I Eyes – Poses – Roles. In: Ducke Astrid, Habersatter Thomas (Hrsg. I Ed.): Face to Face. Österreichische Porträtmalerei des 19. Jahrhunderts. 19th-century Austrian portrait painting. Residenzgalerie Salzburg I DomQuartier Salzburg 6.6.–29.9.2025. Salzburg 2025, S. I p. 145–147, Abb. I Illus. 2–4
Weitere Kunstwerke von Friedrich von Amerling
Die Krönung des Siegers (Kopie nach Peter Paul Rubens (1577–1640), „Die Krönung des Siegers“), 1853
Friedrich von Amerling
Inv.-Nr. 597