Jupiter und Jo
Jean François I. Millet (1642 - 1679)
Rahmenmaß 85 x 109,5 x 7,5 cm
Bis 1866 als Gaspard Dughet-Poussin bezeichnet, vermutet Waagen Jean François
I. Millet als Autor des Gemäldes. Der Künstler zeigt eine ideale Landschaft in der Auffassung Dughets und belebt sie mit einer Szene aus der mythologischen Erzählung von Jupiter und Io.
Nach den Metamorphosen des Ovid (Ovid, Metamorphosen I, 584–750) ist Io, die Tochter des Flussgottes Inachus, von solcher Schönheit, dass Jupiter sie mit schmeichelnden Worten zu verführen versucht. Als Io flieht, hüllt der Gott das Land in Nebel und raubt ihr die Ehre. Juno steigt misstrauisch ob der Nebelwolke vom Olymp herab und verlangt die von ihrem Gemahl vorsorglich in eine weiße Kuh verwandelte Io als Geschenk. Argus, der Hundertäugige, soll ein weiteres Stelldichein des Göttervaters verhindern. Merkur schläfert ihn mit seinem Flötenspiel ein und stößt ihn über die Klippen. Voller Zorn jagt Juno die Rivalin bis an den Nil. Am Ende verwandelt Jupiter Io wieder in ihre ursprüngliche Gestalt.
Millet zeigt den Moment, in dem die vor Jupiter Fliehende in eine dunkle Wolke gehüllt wird, in der zwei Eroten zu sehen sind. Amor schießt einen seiner Pfeile auf den in rote Stoffe gewandeten Jupiter. Io, Amor und Jupiter bilden ein im Licht liegendes Dreieck. Hinter dem Gott ist in der Schattenzone Anteros zu sehen. Dunkle Haare, aufgebogene Flügel und brennende Pfeile unterscheiden den Rächer der unerwiderten Liebe von Amor.
Der beschauliche Charakter der Komposition mit den antikisierenden Staffagefiguren bildet eine ruhige Hintergrundfolie für die von dramatischen Wendungen gespickte Erzählung, die Millet als Beiwerk seiner Landschaftsdarstellung wählt.
Ducke Astrid: Jean François I. Millet, Jupiter und Io, Kat. Nr. 18. In: Habersatter Thomas, Ducke Astrid (Hrsg.): Verführung. Verlockende Schönheit - tödlicher Reiz, Residenzgalerie Salzburg, Salzburg 2015, S. 148, Abb. S. 149