Die Kriegswissenschaft (Skizze zum Deckenfresko der ersten Tonne der ehemaligen Hofbibliothek, heute Österreichische Nationalbibliothek, Wien)
Rahmenmaß 63,5 x 78,7 x 5 cm
Der Niedergang der Freskomalerei in Venedig und nördlich der Alpen in Folge des 30-jährigen Krieges währt nur kurz. Bereits 1660 entstehen die ersten barocken Freskenausstattungen in Wien. Nach seiner Rückkehr aus Italien begründen hier sakrale und profane Fresken Grans Ruhm.
Die allegorischen Deckenfresken zu Krieg und Frieden in der Wiener Hof- bzw. Nationalbibliothek nach Entwürfen des Hofgelehrten Conrad Adolph von Albrecht (1682–1751), gelten als sein Hauptwerk. Sie verherrlichen Kaiser Karl VI. (1685–1740) als obersten Kriegsherrn. Der Umsetzung in Freskotechnik gehen Entwurfszeichnungen auf Papier (St. Florian, Stiftssammlung Nr. 7) und Ölskizzen (Privatbesitz) voraus. Die Verwendung von Kartonvorlagen in Originalgröße ist durch eingedrückte Konturen im Freskoputz sowie die Erwähnung in Akten anderer Werke wahrscheinlich. Waren die Formkonturen in den feuchten Putz übertragen, begann die Freskomalerei mit einem Tagespensum von 4–6 m2 Fläche. Kräftige Töne erforderten einen zwei- bis dreimaligen Farbauftrag.
Die Allegorie der Kriegswissenschaft ist eine von zwei erhaltenen Skizzen zur ersten Tonne des Kriegsflügels. Der Illusionismus der Himmelszone gelingt durch effektvolle Hell-Dunkel-Malerei. Das Zentrum bilden die Wachsamkeit mit dem Kranich und die Gesundheitspflege mit dem Äskulapstab, die in Richtung politische Weisheit deutet. Der Fahnenträger und die drei Putten mit Feldherrnstab, Lanze und Ovalschild erscheinen als Verteidigung. Links lagert eine Rückenfigur mit Rad, Zahnrad und gewundenem Stab in ihrer rechten Hand. Gemeinsam mit Putto und Wagenheber ist sie als Mechanik zu erkennen. Rechts ist der muskulöse Genius des Ackerbaus mit Pflug und Sense in Gesellschaft von Putten mit Früchten, Rechen und Garbe zu sehen.
DUCKE Astrid: Gran Daniel, Die Kriegswissenschaft, in: DUCKE Astrid, HABERSATTER Thomas, OEHRING Erika: Meisterwerke. Residenzgalerie Salzburg. Salzburg 2015, S. 96