Krieger in Rüstung, ein Schwert ziehend

1633 wird Pietro della Vecchias Werk mit einem großen Auftrag für die Kirche San Lio in Venedig erst richtig greifbar. Er schuf eine Kreuzigungsszene, die noch ganz unter dem Einfluss des Chiaroscuro Caravaggios (1571–1610) und seinem venezianischen Nachfolger Carlo Saraceni (zw. 1580 u. 1585–1620) steht. Der "Krieger in Rüstung, ein Schwert ziehend" zeigt eine spätere Schaffensphase. Die warmen tonigen Farben, das milde Licht und die weiche Modellierung der Körperkonturen erinnern an die venezianischen Meister des Cinquecento und erzeugen eine poetische Atmosphäre. Leger lehnt der Soldat an einem grauen Mauervorsprung, sein grimmiger Gesichtsausdruck und der Griff zum Schwert zeigen jedoch seine Entschlossenheit. Unterstrichen wird der spannungsgeladene Moment durch wenige farbliche Akzente – das zarte Rosa der geschlitzten Ärmeln, die dunkelroten Lederbänder des Brustharnischs sowie durch das mit weißen Federn geschmückte rote Barett.
Della Vecchia malte zahlreiche weitere Versionen eines halbfigurigen Soldaten: Kunsthistorisches Museum Wien, Inv. Nr. 70, Národni Galerie Prag, Inv. Nr. DO 4306, Gemäldegalerie Alte Meister Dresden, Inv. Nr. 531, Privatsammlung Turin, Coll. Tibertelli de Pisis Mailand u. a. Die beiden letztgenannten Bilder kommen dem Salzburger Gemälde formal sehr nahe.
Durch einen Übertragungsfehler des Kunsthistorikers Luigi Lanzi (1732–1810) wird seit dem Ende des 18./Anfang des 19. Jh.s della Vecchia in der Literatur auch unter dem Namen Pietro Muttoni geführt. Lanzis Beitrag „Storia pittorica dell’Italia“ beruht auf einer Arbeit von F. Bartoli – "Le pitture, sculture ed architetture della città di Rovigo" von 1793. Dieser erwähnt ein Werk des Künstlers in der Sammlung Muttoni in Rovigo.

HABERSATTER Thomas: Vecchia Pietro della, Krieger in Rüstung, ein Schwert ziehend, in: DUCKE Astrid, HABERSATTER Thomas, OEHRING Erika: Meisterwerke. Residenzgalerie Salzburg. Salzburg 2015, S. 30