Seestück mit Sonnenuntergang
Philippe-Jacques de Loutherbourg (?) (1740 - 1812)
Rahmenmaß 142,5 x 190,5 x 11 cm
In seinem Gemälde vermittelt Philippe-Jacques de Loutherbourg, der im Marinemaler Claude Joseph Vernet (1714–1789) ein Vorbild sieht, südliches Flair. Das Bild ist gut vergleichbar mit dem Werk Vernets in der Residenzgalerie Salzburg. Obwohl Loutherbourg im Gegensatz zu Vernet ein großes Bildformat wählt, folgt er jenem im Bildaufbau: Zerklüftete, hoch erhobene Felsen, an deren steilen Abhängen markant eine Festung errichtet ist, sowie eine ferne Stadt nehmen die gesamte linke Bildhälfte ein; rechts blickt man auf eine holländische Fregatte, hinter der sich im Dunst der südlichen Atmosphäre und der untergehenden Sonne die Meereslandschaft verliert. Im Vordergrund sind es zahlreiche Fischer, die verschiedenen Tätigkeiten nachgehen und dem Bild die nötige Natürlichkeit verleihen.
Genau das ist es, was die Auftraggeber aus ganz Europa, speziell die englische und französische Aristokratie sowie die holländischen Kaufleute an den Gemälden Loutherbourgs schätzen: der verklärte Blick auf südliche Gefilde, die Sehnsucht nach der Ferne – im 18. Jh. besonders Italien.
Zahlreiche Reisen führen Loutherbourg in die wilden Naturlandschaften der Schweiz, nach Wales, Derbyshire oder etwa den Lake District. Sein OEuvre umfasst Tierbilder, Porträts, Schlachtenszenen, biblische Darstellungen, idyllische Landschaften, Naturkatastrophen, Schiffbrüche und Bühnenbilder für das Drury Lane Theater. Der künstlerische Einfluss reicht bis in die Malerei der englischen Romantik.
In der von Olivier Lefeuvre 2012 erschienen Künstlermonografie wird das unsignierte Salzburger Gemälde aus stilistischen Gründen nicht mehr dem Gesamtwerk des Malers zugerechnet. Das Bild soll mehr Gemeinsamkeiten mit dem Œuvre Claude-Joseph Vernets aufweisen. Eine detaillierte Untersuchung steht jedoch noch aus.
HABERSATTER Thomas: Loutherbourg Philippe-Jacques de, Seestück mit Sonnenuntergang, in: DUCKE Astrid, HABERSATTER Thomas, OEHRING Erika: Meisterwerke. Residenzgalerie Salzburg. Salzburg 2015, S. 130