Dommuseum und DomQuartier trauern um Johannes Neuhardt
Ein Leben für Kirche und Kunst
Mit dem Tod von Prälat Neuhardt verliert die Erzdiözese Salzburg einen Vermittler, dessen Wirken weit über die Grenzen der Diözese hinaus ausstrahlte. Sein Einsatz für die Bewahrung des kirchlichen Kulturerbes, seine Vermittlerrolle zwischen Kirche und Kunst sowie sein weitreichendes kulturelles Engagement Wissen bleiben sein Vermächtnis. Neuhardt ist am 22. September 1930 in Salzburg geboren. Er maturierte 1948 am Akademischen Gymnasium in seiner Geburtsstadt, trat dort in das Priesterseminar ein und begann das Studium der Theologie. Die Priesterweihe spendete ihm Erzbischof Andreas Rohracher am 12. Juli 1953 im Salzburger Dom. Aufgrund seines jungen Alters war dafür eine päpstliche Sondergenehmigung erforderlich. Seine seelsorgerischen Tätigkeiten begannen als Kooperator in Bischofshofen (1954), Kitzbühel (Juni 1957), Kufstein-St. Vitus (August 1957) und Brixlegg (September 1958). Neuhardt schloss sein Zweitstudium in Kunstgeschichte und Klassischer Archäologie 1960 in Innsbruck ab. Im selben Jahr erfolgte die Bestellung zum Subregens im Priesterseminar Salzburg (bis 1964) und zum Domzeremoniär (bis Jänner 1970). Ab Jänner 1960 wirkte er als Diözesankonservator (bis 2011). 1964 übernahm er die Aufgaben des geistlichen Assistenten der Katholischen Männerbewegung, drei Jahre später auch jene der Katholischen Frauenbewegung. Neuhardt gründete 1974 das Salzburger Dommuseum, dessen Leitung ihm bis 1994 anvertraut war. Er initiierte drei weitere Kultureinrichtungen: das Stiftsmuseum Mattsee (1977), das Augustinermuseum in Rattenberg (1993) und die Schatzkammer im Wallfahrtsmuseum Maria Kirchental (2004). Neuhardt war Mitbegründer und geistliche Leitung der 1978 neu eingeführten Telefonseelsorge der Erzdiözese. In das Domkapitel wurde er 1978 aufgenommen, wobei er ab 1992 bis zu seiner Emeritierung 2005 als Domdechant wirkte. Viele Jahrzehnte war er Kirchenrektor in der Kirche St. Johannes am Imberg in Salzburg. 1988 übernahm er die Aufgaben des Generalsekretärs für die Gesamtorganisation des zweiten Österreichbesuches von Papst Johannes Paul II. Neuhardt gehörte neben dem Konsistorium zahlreichen Gremien und Arbeitskreisen der Erzdiözese Salzburg an, so etwa der Liturgiekommission oder jener für Kunst- und Denkmalpflege, deren Vorsitzender er viele Jahrzehnte gewesen ist. Die Erhaltung der Kunstschätze in den Pfarren waren ihm ein ebenso großes Anliegen wie diverse Restaurierungsprojekte am Salzburger Dom. Er setzte sich engagiert und erfolgreich für die aufwändige Fassadensanierung ein und konnte ausreichend Spenden lukrieren, um sie pünktlich zur Feier „1200 Jahre Erzbistum Salzburg“ im neuen Glanz erstrahlen zu lassen (1998).
Neuhardt war die wichtige Gründergestalt für den 2004 errichteten Kardinal-König- Kunstfonds. Bis 2025 war er hier geschäftsführender Vorsitzender des Kuratoriums. Nunmehr ist er dessen Ehrenmitglied. Sein Engagement wurde bis heute mehrfach ausgezeichnet (Auszug): Erzbischof Rohracher ernannte ihn am 5. Jänner 1968 zum Geistlichen Rat. 1970 wurde er durch Papst Paul VI. zum Kaplan Seiner Heiligkeit (Monsignore) und 1975 zum Ehrenprälat Seiner Heiligkeit erhoben. Am 5. August 1998 folgte die Auszeichnung zum Apostolischen Protonotar. Seit 1965 war Johannes Nepomuk Neuhardt Mitglied im Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem, wo er mehrfache Auszeichnungen und Rangerhöhungen erhalten hat. Von 1967 bis 2005 war er Prior der Komturei Salzburg und seither Ehrenprior. Er ist Träger des Silbernen Ehrenzeichens des Landes Salzburg (18. Februar 1981). Den Bürgerbrief der Stadt Salzburg erhielt er am 10. März 1997. Es folgten die Franz-von-Wieser-Medaille 1998 und die „Große Goldene Peutinger- Medaille“ 2000. Zehn Jahre später wurde ihm das Österreichische „Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst erster Klasse“ überreicht.2024 erhielt er die Gedenkmedaille in Silber zum 1050. Jahrestag der Gründung des Prager Bistums für besondere Verdienste um das Erzbistum Prag.
Begegnungen mit Künstlern und Schriftstellern gehörten zu seinem Alltag. Das bezeugt seine Beziehung mit Literaturnobelpreisträger Peter Handke. Mehr als vier Jahrzehnte spielte Neuhardt gemeinsam mit Peter Handke, Hans Widrich und Peter Mittermayr Tarock. Peter Handke beschreibt in „Der Chinese des Schmerzes“ diese Tarockrunde. Ein Protagonist aus der beschriebenen Gruppe, „der Priester“, ist Prälat Johannes Neuhardt.
Seine Liebe zur Liturgie, zur Kunst und zur pastoralen Bildung prägte das Leben der Erzdiözese über Jahrzehnte hinweg. Er war hochgeschätzt als Priester, Denker, Bewahrer des kulturellen Erbes und als menschlich nahbarer Seelsorger.
Informationen zu Requiem und Begräbnisfeierlichkeiten, sowie Parte und ein Online-Kondolenzbuch finden Sie demnächst auf der Trauer-Webseite.