Am 25. Oktober 2025 fand das große Barockfest mit Musik, Tanz und barocken Spielen in den Prunkräumen der Residenz zu Salzburg statt.
Mit Musik, Tanz und barocker Spielfreude wurde beim Barockfest 2025 eine glanzvolle Wiederauflage gefeiert – mit Claudio Monteverdis L’Orfeo als funkelndem Mittelpunkt. Das Barockfest ist eine gemeinsame Veranstaltung der Salzburger Bachgesellschaft und des DomQuartier Salzburg. An jenem historischen Ort, an dem am 10. Februar 1614 erstmals außerhalb Italiens eine Oper erklang, spannte sich im Carabinierisaal der Salzburger Residenz ein weiter Bogen zwischen Tradition und Gegenwart: In konzertanter Aufführung präsentierten der Monteverdi-Chor Hamburg und die lautten compagney BERLIN unter der Leitung von Antonius Adamske Monteverdis Meisterwerk – ein Ereignis, das den Geist historischer Aufführungspraxis mit lebendiger Bühnenpräsenz verband. Zu erleben waren u. a. das Collegium Vocale Salzburg sowie Solistinnen und Solisten wie Ekaterina Krasko (La Musica/Euridice) und Virgil Hartinger (Orfeo).
Zwischen dem dritten und vierten Akt von L’Orfeo öffnete sich das DomQuartier für eine barocke Flanage: Besucherinnen und Besucher bewegten sich durch Prunkräume, lauschten Kammerprogrammen in wechselnden Sälen, tanzten historische Tänze und probierten Spiele des 17., 18. und 19. Jahrhunderts.
Ein Höhepunkt der Intermezzi war das Programm „Chiaroscuro … von Schatten und Licht“ des Ensembles tone:scape (Konferenzzimmer). Mit Werken von Mainerio, Merula, Falconieri, Matteis und Finger schlug das junge Quartett elegante Schneisen zwischen strahlendem Glanz und melancholischer Tiefe.
Im Carabinierisaal lotete das Ensemble Astrum mit „Le choix du poète. Et Eurydice?“ den Orpheus-Mythos neu aus – ein Musiktheater im Pocketformat, das Monteverdi, Telemann, Graun, Lambert, Couperin und Strozzi in einen klugen, heutigen Diskurs über Unabhängigkeit, Trauer und poetische Stereotype stellte. In der Inszenierung von Enia Cosic gewann Eurydice eine starke, selbstbestimmte Stimme – ein gedanklich scharfes wie musikalisch hochkonzentriertes Erlebnis.
Zart und virtuos zugleich präsentierte die Lautenistin Sophie Esterbauer in der Schönen Galerie „Il Tedesco alla Tiorba“ mit Musik von Kapsberger und Zamboni – eine klingende Verbeugung vor der solistischen Lautenkunst des Frühbarocks. Im Audienzzimmer gab Virgil Hartinger gemeinsam mit Sophie Esterbauer in „La voce d’Orfeo“ Einblicke in das schillernde Vokalschaffen rund um Francesco Rasi, den ersten Orfeo – von Monteverdi bis zu Rasis eigenen Canzonetten. Eine kammermusikalische Entdeckung bot die „Anglo-Austrian Viol Connection“ mit Luke Challinor (Viola da Gamba), die die europäische Vernetzung des 17. Jahrhunderts hörbar machte: Musik von William Young, Dietrich Stoeffken und Gottfried Finger verband englische Eleganz mit mitteleuropäischer Ausdruckskraft.
Ganz im Zeichen der Teilhabe standen die Barocktanz-Workshops mit Natalie Gal und Michaela Helfer: In kurzer Zeit füllten sich die Tanzböden mit Couranten, Sarabanden und Menuetten – barocke Etikette inklusive.
Historische Gesellschaftsspiele wurden in Weißem Saal, Thronsaal und Schlafzimmer als sinnlich-haptische Erlebnisstationen präsentiert: Neben der Möglichkeit, ausgewählte Reprints selbst auszuprobieren – vom Eulenspiel mit drei Würfeln und Lotto- oder Pochspiele über die „Blinde Kuh“ bis zur Tischkegelbahn nach einem Modell um 1800 – vermittelten Vitrinen mit Originalen aus der Sammlung des Instituts für Spielforschung (Universität Mozarteum Salzburg) den historischen Kontext. Zu sehen waren Stiche, handkolorierte Kartenblätter und Spielbretter aus dem 17. und 18. Jahrhundert, darunter das seltene Zauberflötenspiel von 1793, eine Gänsespiel-Variante mit Bühnenbild- und Kostümstichen der Leipziger Aufführung. Begleittexte und kurze fachliche Erläuterungen des Teams um Institutsleiter Rainer Buland machten Herstellungsweisen, Regelsysteme und die damalige Spielkultur anschaulich – so wurde Spielkultur als lebendiges, greifbares Kulturerbe erfahrbar.
Das Publikum dankte den Mitwirkenden mit anhaltendem Applaus – für einen Festtag, der die Pracht höfischen Lebens im Barock nicht museal zeigte, sondern sinnlich und nahbar erlebbar machte. Das Barockfest 2025 bestätigte eindrucksvoll seine programmatische Idee: große Geschichte am Originalschauplatz, getragen von der Neugier und Exzellenz einer jungen Alte-Musik-Generation.
Vielen Dank an alle Mitwirkenden, Partner und das Publikum, die dieses Barockfest zu einem feierlichen Dialog zwischen Vergangenheit und Gegenwart gemacht haben.