Johann Michael Rottmayr, Die Verherrlichung des hl. Karl Borromäus, Detail mit Kollegienkirche, Residenzgalerie Salzburg*

Johann Bernhard Fischer von Erlach zum 300. Todestag

Die Felsenreitschule, das Portal des Hofmarstalls und die Pferdeschwemme, Dreifaltigkeitskirche samt Priesterseminar, t. Johanns-Spitalsskirche, Universitätskirche, Ursulinenkloster samt Kirche, Schloss Kleßheim , der Hochaltar der Franziskanerkirche: Geht man durch Salzburg begegnet einem Johann Bernhard Fischer von Erlach auf Schritt und Tritt.

 

* Das Gemälde der Residenzgalerie Salzburg ist eine Ölskizze für das Hauptbild des östlichen Querschiffaltares der Kollegienkirche in Salzburg, die Johann Bernhard Fischer von Erlach zwischen 1696 und 1707 erbaute. (Das Gemälde ist von 6. April bis 8. Oktober 2023 als Leihgabe im Salzburg Museum zu sehen.)


Fürsterzbischof Johann Ernst Graf Thun (Kunstsammlungen Erzabtei St. Peter)

Fischer von Erlach und Fürsterzbischof Thun

Fürsterzbischof Johann Ernst Graf Thun (1687-1709) war ein äußerst umtriebiger Bauherr und Fischer von Erlachs größter Förderer und Auftraggeber, Fischer fungierte de facto als sein „Hofarchitekt“.

Die Bauwerke, die aus dieser kongenialen Kooperation entstanden sind, zählen zu den Höhepunkten der barocken Baukunst um 1700.

Der Tod Thuns am 20. April 1709 beendete auch das Wirken Fischers in Salzburg.

Chefwechsel, Entlassungen und Einsetzung eines Favoriten des neuen Chefs – eine übliche Kombination, die auch Fischer von Erlach den Job kostete.

Er wurde kurzerhand  gekündigt und durch Lucas von Hildebrandt (1668-1745) ersetzt, der Fischer von Erlach in Wien schon als Chefarchitekt des Prinzen Eugen abgelöst hatte.

Lucas von Hildebrandt war Hausarchitekt der Familie des neuen Fürsterzbischofs, Franz Anton Fürst von Harrach, der bereits seit 1705 als Koadjutor Thuns fungierte.


Ablöse und Abgang aus Salzburg

Hildebrandt, neben Fischer von Erlach ein Hauptvertreter des Wiener Hochbarock, stand als „Kaiserlicher Hofingenieur“ in ständiger Konkurrenz zum „Ersten Hofbaumeister“ Johann Bernhard Fischer von Erlach. Dass sie sich nicht besonders gut verstanden, war allgemein bekannt. So verhinderte Friedrich Koch, Harrachscher Bauleiter und später salzburgischer Hofbauverwalter, dass Hildebrandt nach Salzburg reiste, wo Fischer war, weil „die zwey khein guett beisammen thetten“.

Fischer wurde also in Ehren und reich beschenkt entlassen, dürfte allerdings nicht allzu traurig gewesen sein: „Gestern ist der herr fischer bey mir gewesen mit einer solchen Freid, als ich (bei) ihm nie gesehen“, berichtete Friedrich Koch an den Bruder des Fürsterzbischofs, Alois Graf Harrach.


Johann Michael Rottmayr und Fischer von Erlach

Fürsterzbischof Thun förderte nicht nur Fischer von Erlach, sondern auch dessen Freund, den Maler Johann Michael Rottmayr, der bei fast allen Salzburger Bauten Fischers beigezogen wurde. Rottmayr musste allerdings nicht gehen, er wurde von Fürsterzbischof Harrach weiterbeschäftigt.

Rottmayr war am großen Projekt der grundlegenden barocken Umgestaltung der Residenz, im Gegensatz zu Fischer, also beteiligt. Deshalb ist Fischer von Erlach hier, im Zentrum der Macht, nicht wirklich präsent. Eine Spur Fischer von Erlach findet sich in von ihm entworfenen rotmarmornen Türrahmen, was darauf hinweist, dass schon Fürsterzbischof Thun mit der Renovierung der Prunkräume der Residenz begonnen haben dürfte.

Und auch das Deckenfresko von Johann Michael Rottmayr in der Schönen Galerie erinnert an Fischer von Erlach. Es stellt eine Verherrlichung des fürsterzbischöflichen Mäzenatentums dar. Im Mittelfeld ist die fürstliche Glorie umgeben von Astronomie, Geometrie, Architektur und Bildhauerei zu sehen. Die Architekturzeichnung auf dem Blatt, das die Personifikation der Architektur hält, zeigt das Wiener Palais Trautson – von Rottmayrs Freund Fischer von Erlach. Im Entwurf war darauf noch ein Bau Hildebrandts zu sehen.

Eine süße Rache des Malers? Wollte er Hildebrandt ärgern? Beide haben immerhin später an wichtigen Projekten zusammengearbeitet. Oder haben die Renovierungsarbeiten schon unter Fürsterzbischof Thun begonnen, und deshalb eine Fischer-Abbildung?

 

Deckenfresko von Johann Michael Rottmayr in der Schönen Galerie der Residenz zu Salzburg


Ein verstecktes architektonisches Kleinod

Eines der am wenigsten bekannten Werke Fischer von Erlachs ist wohl die Schneckenstiege mit einem Geländer aus weißem Untersberger Marmor im nördlichen Turm des Doms, die ein diskreten Betreten der Bischofskirche ermöglicht. Fürsterzbischof Thun dürfte sich hier wohl eine bessere Verbindung zwischen Kirche und Residenz gewünscht haben.

Schneckenstiege im nördlichen Turm des Salzburger Doms

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