Kaspar Memberger, Maria mit Kind

Das Madonnenbild des Fürsterzbischofs Wolf Dietrich

Kaspar Membergers „Maria mit Kind“ thront mit ihrem Sohn unter einem Baldachin – eine junge, schöne Frau, die sich liebevoll ihrem Sohn in einem luxuriösen Innenraum zuwendet und ihm einen Apfel reicht. Zwei Engel und die Geisttaube schweben über ihrem Kopf und zeichnen sie durch die Krone als Himmelskönigin aus.

Als Vorlage diente wahrscheinlich ein Kupferstich Albrecht Dürers, der sehr ähnliche Engel über der Madonna in flatternden Gewändern zeigt.


Detail Gemälde signiert mit CM

Detail von Kaspar Membergers Maria mit Kind

Die Signatur des Künstlers
Wie an dem Wappen rechts unten bei genauem Hinsehen gut zu erkennen ist (schwarze Kanonenkugel auf weißem Grund), handelt es sich bei dem Gemälde um ein Werk, das Fürsterzbischof Wolf Dietrich von Raitenau von Kaspar Memberger malen ließ (signiert mit CM 1589 am Sockel des Throns rechts).


Salome als Maria?
Eine sehr spannende These lässt uns aber über den religiösen Inhalt hinausblicken. Wie aus einem Versteigerungskatalog des Dorotheums Wien von 1921 (1) hervorgeht, wurde Membergers Maria schon früher als Porträt Salome von Alts, Wolf Dietrichs langjähriger Lebensgefährtin, betitelt. Salome wird in Kommentaren ihrer Zeitgenossen als „…ungewöhnlich schön… hochwüchsig, mit rotbraunem Haar und klaren, grauen Augen unter breiter Stirn – als die Schönste der Stadt“ (2) beschrieben. Das Entstehungsdatum des Gemäldes 1589 fällt in die Zeit, in der Wolf Dietrich und Salome sich angeblich bereits gefunden hatten, aber noch vor die Geburt des ersten gemeinsamen Sohnes Hannibal (1593).

Wolf Dietrich hielt die Liebesbeziehung mit Salome Alt, einer Salzburger Ratsherrentochter, und ihre 15 gemeinsamen Kinder nicht geheim. Er speiste mit Salome öffentlich an der Hoftafel, auch wenn offizielle Besucher zu Gast in der Salzburger Residenz waren. Außerdem nannte Wolf Dietrich sie „vielmals und öffentlich sein Weib“ (3).

Darüber hinaus versuchte Wolf Dietrich mehrmals beim Papst eine offizielle Ehedispens zu erlangen, eine Ausnahmeregelung, um Salome heiraten zu dürfen und ihre Kinder in einen legitimen Status zu erheben. In Rom stieß er damit auf taube Ohren, allerdings verfügte Kaiser Rudolf II. 1609, dass Salome Alt und ihre Kinder in den Reichsadelsstand erhoben und den Titel Alt von Altenau führen durften.

Schloss Mirabell wurde um 1606 im Auftrag Wolf Dietrichs als Wohnstätte Salomes und der Kinder erbaut und trug ursprünglich den Namen Schloss Altenau.

Auch nach der Gefangennahme Wolf Dietrichs 1611 und seiner Einzelhaft auf der Festung Hohen Salzburg hielt Salome „ihrem gnädigsten Herrn“ die Treue und tauschte mit ihm, in Pasteten versteckt, private Botschaften aus. (4)

 

Text: Alexandra Hederer  

 
Quellenangabe: 
1) Dorotheum, Wien, Versteigerungskataloge: Gesamteinrichtung Schloß Kleßheim, Nachlaß Erzherzog Ludwig Viktor LV III, Bd. III: Gemälde, Aquarelle, Miniaturen, Skulpturen, Gold- und Silberarbeiten, Kunstmobiliar, Keramik, Bildteppiche, Dosen, Japonika. Versteigerung 30.5.-3.6.1921. Wien 1921, S. VIII, Anmerkung 2: „…, ein Bildnis der Salome Alt als Madonna von Kaspar Memberger, …“, zit.na. Ausstellungskatalog DomQuartier Salzburg 20.2.2020-10.1.2021: Der Kuss der Musen. Festspiele göttlicher Inspiration. Ducke, Astrid (HG.), Salzburg, 2020, S. 59.
2) Katalog zur 4. Salzburger Landesausstellung. Fürsterzbischof Wolf Dietrich von Raitenau. Gründer des barocken Salzburg. 16. Mai-26. Oktober 1981 im Residenz-Neugebäude und im Dommuseum zu Salzburg, Salzburg 1987, S. 55.
3) Brandhuber, Christoph/Koll, Beatrix/Mc Coy, Diana: Kochkunst und Esskultur im barocken Salzburg, Salzburg 2010, S.20.
4) Ausstellungskatalog DomQuartier Salzburg 23.11.2017-23.04.2018: Wolf Dietrich von Raitenau. Auf den Spuren des Fürsterzbischofs im DomQuartier Salzburg. Ducke, Astrid/Habersatter, Thomas (HG.). Salzburg, 2017, S. 19.
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