Leopold Heuberger, Erzherzog Rudolph von Österreich, Kardinal und Fürsterzbischof von Olmütz

Er gab den Ausschlag zur Entstehung eines der bedeutendsten Werke Ludwig van Beethovens, der Missa Solemnis op. 123. Eine kleine Tafel in Vitrine IV der Kunst- und Wunderkammer zeigt das Porträt des Beethoven-Mäzens.

Im Sommer 1819 begann Ludwig van Beethoven (1770–1827) die Missa solemnis, die er selbst einmal als sein größtes Werk bezeichnete. Die Arbeit daran nahm ihn aufs Äußerste in Anspruch, sodass der Anlass für die Messkomposition schließlich in den Hintergrund trat: Eigentlich hätte sie zur Inthronisation seines Freundes und Schülers Erzherzog Rudolphs als Erzbischof von Olmütz am 20. März 1820 erklingen sollen, aber damals war Beethoven von einer Fertigstellung noch weit entfernt. Erst Anfang 1823 konnte er die Messe vollenden und Rudolph widmen. Am 6. April 1824 wurde sie schließlich in St. Petersburg uraufgeführt.  

Die Tafel mit dem Brustbild im Profil dürfte anlässlich der Inthronisation als Erzbischof von Olmütz entstanden sein. Das Porträt aus vergoldetem Messing unter Glas ist dem ovalen Ausschnitt einer schwarzen Holztafel eingefügt. Marmorgrund und Messingrahmen lassen es zusätzlich hervortreten. Weitere Applikationen aus Messing zeigen unterhalb des Ovals die geflügelten Genien von Fama und Pax, die Lorbeerkränze über das erzbischöfliche Wappen halten. Der Wiener Künstler Leopold Heuberger (1786–1839) machte sich einen Namen als Medailleur von Porträts bekannter Staatsmänner und Heerführer. Er schuf zudem eine Medaille Ludwig van Beethovens.

Der musisch vielseitig begabte Erzherzog Rudolph Johann Joseph Rainer (1788−1831) war ein Bruder Kaiser Franz‘ II. und Erzherzog Ferdinands III. (Kurfürst von Salzburg 1803–1805). Wegen schwacher Gesundheit tauschte er die militärische Karriere gegen eine geistliche Laufbahn. Seit 1803 nahm er bei Beethoven Klavier- und Kompositionsunterricht. Beethoven widmete ihm höchst anspruchsvolle Werke, die Rudolph als vorzüglicher Pianist aufzuführen imstande war, wie die Klavierkonzerte Nr. 4 und 5. Im Jahr 1808 hätte Beethoven fast eine Kapellmeisterstelle am Hof Jérôme Bonapartes in Kassel angetreten, aber die Fürsten Lobkowitz und Kinsky sowie Erzherzog Rudolph stifteten Beethoven eine Jahresrente von 4.000 Gulden und konnten ihn damit in Wien halten. Rudolph wurde Beethovens wichtigster Förderer und dieser widmete niemand anderem so viele Werke, darunter die Hammerklavier-Sonate, die Klaviersonate Les adieux und die Große Fuge für Streichquartett. Rudolph wiederum verehrte manch eigene Komposition seinem Lehrer und hinterließ einige überaus gelungene Werke für Kammermusik.

Anlässlich des Beethoven-Jubiläums war die Tafel mit Rudolphs Porträtmedaille in einer Vitrine in der Langen Galerie von St. Peter zusammen mit einer Stimme aus Christus am Ölberg (Archiv der Erzdiözese Salzburg) und einem kleinen Bozzetto einer Beethoven-Büste von Johann Piger (Erzabtei St. Peter, Kunstsammlungen) im Juni und Juli 2020 ausgestellt. Das Oratorium Christus am Ölberg wurde 1815 in Salzburg aufgeführt und gehört zu den ersten Werken Beethovens, mit denen das Salzburger Publikum bekannt wurde.

 

Text: Dr. Reinhard Gratz

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