Monstranz Fürsterzbischof Max Gandolphs von Kuenburg, 1680

Fronleichnam feiert das wichtigste Sakrament der Kirche, Leib und Blut Christi in Gestalt von Brot und Wein.

Im Mittelpunkt der Verehrung steht die Gegenwart des Leibes Christi als geweihte Hostie, hervorgehoben durch die Monstranz, ein goldglänzendes Zeigegerät, das in der Prozession mitgetragen wird. Das Fronleichnamsfest geht auf die Augustinerin Juliana von Lüttich zurück, die in einer Vision die Notwendigkeit erkannte, auch der Eucharistie ein Fest zu widmen. Fronleichnam (von mhd. „vron“ =„Herr“; „lichnam“=„Leib“) wurde erstmals 1246 im Bistum Lüttich begangen, 1264 für die gesamte Kirche übernommen und 1317 auf einen Donnerstag, zehn Tage nach Pfingsten, verlegt.

 

Monstranz Fürsterzbischof Max Gandolphs von Kuenburg, 1680, Salzburg (?)
„Renoviert 1859“ von Georg Sanctjohanser, München, Silber, vergoldet, Email, Granaten, Amethyste © Dommuseum/Kral
Das ovale, von Granaten eingefasste Schaugefäß mit der Lunula ist von zwei Strahlenkränzen umgeben, der vordere von 1680 ist mit Emailornamenten in Rot, Blau und Weiß sowie Steinen geschmückt, der rückseitige von 1859 aus vergoldetem Silberblech geschnitten. Darüber zeigt ein ovales, strahlenumkränztes und von Steinen umrandetes Emailmedaillon die Halbfigur Gottvaters mit der Taube des Hl. Geistes. Rückseitig befindet sich an gleicher Stelle ein Medaillon des hl. Rupert.

Die Monstranz Fürsterzbischof Max Gandolphs von Kuenburg und die Pest

Als Schaugefäße für das kostbarste Sakrament sind Monstranzen durch ihre aufwändige Gestaltung Inbegriff wertvollen Altargeräts. Unter den im Dommuseum ausgestellten Exemplaren ist eine vor 340 Jahren wohl in Salzburg entstandene, 83 cm hohe Monstranz auch historisch von besonderem Interesse. Die lateinische Inschrift auf der Fußunterseite besagt, dass Fürsterzbischof Maximilian Gandolph Graf von Kuenburg diese Monstranz im Jahr 1680 dem hl. Rupert gestiftet habe aus Dank für die Errettung Salzburgs vor der Pest. Im Jahr zuvor drohte aus Wien eine schwere Epidemie. Dort war die Pest zu spät erkannt worden, die Bevölkerung unvorbereitet, die Opferzahl extrem. Die kaiserliche Familie floh Hals über Kopf nach Prag. In Salzburg veröffentliche Max Gandolph 1679 eine Infektionsordnung, um gerüstet zu sein, „wann sich die auß Oestereich annachende Seuche […] ereignen wolte“.

Quarantäne von Infizierten und Einschränkungen von Reisefreiheit und Handelsverkehr waren bei Seuchengefahr selbstverständlich. Die Verordnung verbot unnötige Zusammenkünfte, verlangte strikte Sauberkeit und empfahl zur Desinfektion das Räuchern mit Wacholder- oder Kiefernholz, außerdem Zwiebel, Knoblauch und Kampfer.

Gemäß Infektionsordnung rühre die Seuche „von der Menschen Sündenmaß“ her. Da helfe nur Reue, Buße und inbrünstiges Gebet, um die „Straff Ruthen“ abzuwenden. Der Erzbischof führte 1679 eine Bittprozession zum Pestspital St. Rochus an (heute Stiegl-Brauerei). Dabei wurde vermutlich eine Monstranz mit dem Allerheiligsten mitgetragen.

Seit dem Mittelalter wurden häufig Flurumgänge zur Abwehr von Naturgewalten und anderer Übel abgehalten. Der Anblick der Eucharistie sollte Dämonen unschädlich machen.

Die heilbringende Schau und die Entstehung der Monstranz

Es war die erhöhte Bedeutung des Anblicks der Eucharistie, die zur Entstehung der Monstranz (von lat. „monstrare = zeigen) geführt hat. Im Hochmittelalter, in der Zeit der Gotik, manifestierte sich eine neue Spiritualität der Betrachtung des Altarsakraments. Es wurde üblich, dass der Priester die Hostie bei der Wandlung emporhebt und sie den Gläubigen zeigt. Damit verbunden war die Vorstellung, dass vom Anschauen der geweihten Hostie Heilswirkung ausgeht.  

Um die Eucharistie auch außerhalb der Messfeier betrachten zu können, bedurfte es eines Schaugefäßes. Gemäß den Stilepochen wandelte sich die Gestalt der Monstranz von der gotischen Turmmonstranz über die Scheibenmonstranz der Renaissance zur barocken Strahlenmonstranz. Für letztere hat Max Gandolph ein schönes Beispiel gestiftet. Dem Geschmack des 19. Jahrhunderts war die „Strahlkraft“ der Monstranz offenbar zu gering. 1859, als der Dom eine umfangreiche Innenrestaurierung erfuhr, wurde der Münchner Goldschmid Sanctjohanser mit der Erneuerung der Monstranz beauftragt. Er fügte auf der Rückseite einen zweiten Strahlenkranz aus vergoldetem Silber hinzu und füllte damit die Abstände zwischen den barocken Strahlen. Bei der Restaurierung 2016 wurde die Monstranz zerlegt und die beiden Strahlenkränze voneinander getrennt. So konnte man einen guten Eindruck vom ursprünglichen Zustand gewinnen.

 

Text: Dr. Reinhard Gratz

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