Dienstag, 28. August 1923, 10.30 Uhr: Landeshauptmann-Stellvertreter Michael Neureiter eröffnet die Residenzgalerie Salzburg
Vergleichbar kurz wie die Festspiele dieses Jahres verlief auch die erste Saison des neuen Museums.
Nach rund fünf Wochen schlossen sich die Tore wieder. Das hatte vor allem praktische Gründe: Es gab weder Strom noch Heizung, als Lichtquelle diente lediglich das Tageslicht, das die Fenster hereinließen.
Dennoch konnte man mit 2.688 Besucher:innen einen Publikumserfolg verbuchen.
Bestaunen konnten diese damals auch Kaspar Membergers Gemälde „Bau der Arche Noe“, im Auftrag von Fürsterzbischof Wolf Dietrich von Raitenau (red. 1587-1612) entstanden und somit eines jener Werke, das aus den Sammlungen der einstigen fürstlich-geistlichen Herrscher Salzburgs in den Bestand der neuen Residenzgalerie übergegangen sind.
Nachnutzung der Residenz? Bitte warten!
Eine neue Salzburger Attraktion für Einheimische und Touristen war geschaffen! Der Weg dorthin erwies sich allerdings als steinig. Denn die Verhandlungen über die Nachnutzung der Residenz, bis 1918 in habsburgischen Händen, zogen sich in die Länge und gestalteten sich äußerst schwierig.
Einigkeit herrschte darüber, dass die Prunkräume der Öffentlichkeit als Sehenswürdigkeit ersten Ranges zur Verfügung stehen sollten.
Treibende Kraft hinter der Museumsidee war neben Salzburger Künstlern und Kulturvereinen der Salzburger Historiker und Staatsarchivar Franz Martin (1882–1950). Unterstützung fand er bei Landeskonservator Eduard Hütter (1880–1968), der erste Pläne ausarbeitete, die die gesamte Residenz umfassten.
Der Landeshauptmann wird ungeduldig!
Verschiedene Vorschläge, divergierende Interessen und immer wieder Verzögerungen: Am 26. März 1923 beschloss schließlich der Salzburger Landtag die Errichtung einer Gemäldegalerie in der Residenz.
Das Machtwort sprach Landeshauptmann Dr. Franz Rehrl – Amtsantritt 1922, mit 31 Jahren – der neben wirtschaftlichen Überlegungen und einem politischen Signal zur Stärkung des Landesbewusstseins auch darauf baute, den Ruf Salzburgs und die Förderung des Tourismus auch und vor allem mit kulturellen Leuchtturmprojekten zu festigen:
„Es war daher vorerst Aufgabe, Salzburgs Reichtum an Schönheit, seine große kulturelle Vergangenheit wieder zu beleben … Ich war mir der ungeheuren Werte, die Salzburg, der jahrtausendealte Fürstensitz, das deutsche Rom, die Mozartstadt besitzt, wohl bewusst.“
Die ersten Direktoren
Die Verwaltung der neu geschaffenen Institution oblag einem vom Landeshauptmann geführten Kuratorium, das aus Experten, Politikern, Beamten, Künstlern und Leihgebern bestand.
Aus deren Mitte wählte man 1923 ein erstes Direktorium: Franz Martin, Eduard Hütter und Anton Faistauer, der den Gedanken einer Bildergalerie bzw. einer Landesgalerie von Anfang an propagiert hatte.
Dieses Triumvirat war für Objektauswahl, Ausstellungen und Aufsicht zuständig.
Die Säle der neuen Residenzgalerie waren thematisch nach Schulen geordnet: niederländisch, italienisch, altdeutsch sowie österreichischer und Salzburger Barock.
Die Wände zierten stark strukturierte Tapeten.
Gemälde, Möbel und Skulpturen wurden gemeinsam, neben- oder übereinander und teilweise in dichter Hängung oder Aufstellung präsentiert.
Die Kassa stand im ersten Raum nach dem Bischofssaal.
Aufseher trugen eine Schildkappe mit dem Schriftzug RESIDENZGALERIE.
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