Gotische Buchmalerei, Exponat aus der Universitätsbibliothek Salzburg; Dommuseum zu Salzburg

Hier ist alles Gold, was glänzt!

Die Universitätsbibliothek Salzburg und das Dommuseum Salzburg zeigen im Nordoratorium  Buchmalerei aus spätmittelalterlichen Salzburger Schreibwerkstätten und Bibliotheken. Zu sehen sind 23 Handschriften, davon 18 aus den Beständen der Universitätsbibliothek. Sie vermitteln einen Eindruck vom hohen Stellenwert, den prächtig ausgestattete Bücher für die Erzbischöfe, aber auch für die Klöster in Salzburg besaßen.

„Diese Ausstellung bietet eine der ganz wenigen Gelegenheiten, die schönsten und wertvollsten Handschriften des Mittelalters aus Salzburger Sammlungen zu sehen.“, betont Beatrix Koll von der Universitätsbibliothek Salzburg, die mit Dr. Peter Keller, dem Direktor des Dommuseums Salzburg, die Ausstellung kuratiert.

Bücher waren im Mittelalter keine alltäglichen Gebrauchsgegenstände. Ihre Herstellung erforderte eine beachtliche Menge an Zeit und Geld: Jedes einzelne Exemplar musste mit der Hand geschrieben werden, das Material war sehr kostspielig.

Handschriften mit Buchmalerei zählten im Mittelalter zu den Prestigeobjekten. Besonders kostbare Handschriften wurden auf Pergament (Tierhaut) geschrieben und mit Farben geschmückt, die man aus zerriebenen Halbedelsteinen (blauer Lapislazuli, grüner Malachit) gewann. Mit aufwändigen Randleisten, opulenten Initialen und vielgestaltigen Ornamenten schmückten Buchmaler die frühen Handschriften aus.

In der Gotik brachte die Buchmalerei farbenprächtige Meisterwerke hervor. Die handgeschriebenen Bücher – Chroniken, Bibeln, Messbücher – wurden mit kostbaren Miniaturbildern versehen, die dekorative und erzählende Funktion hatten. Nur Adelige und hohe Geistliche waren finanziell in der Lage, diese Prachtwerke zu erwerben. Die Salzburger Fürsterzbischöfe waren als Sammler seltener und kostbarer Bücher bekannt.

Nicht oft gibt es die Gelegenheit, jahrhundertealte Manuskripte im Original zu betrachten. Diese Ausstellung zur gotischen Buchmalerei, die auf die künstlerische Gestaltung von Handschriften des 14. bis zum Anfang des 16. Jahrhunderts fokussiert ist, rückt nicht nur wichtige kunstgeschichtliche Zeugnisse des Spätmittelalters in den Blick, sondern verweist auch auf eine Epoche medialen Umbruchs: In der Mitte des 15. Jahrhunderts erfand Johannes Gutenberg den Buchdruck mit beweglichen Lettern und beschleunigte damit die bis dahin langwierige Textproduktion. Nach wie vor wurden allerdings Handschriften und repräsentative Drucke mit Illuminationen geschmückt, die Künstlerhände in wochenlanger, bisweilen sogar jahrelanger Arbeit anfertigten.

Die Handschriften der Universitätsbibliothek Salzburg. Der historisch bedeutende Altbestand an Handschriften, alten Drucken und Graphiken macht die Universität Salzburg zu einer Schatzkammer des kulturellen Erbes, die einzigartige Dokumente zu Wissenschaft, Geschichte und Kunst Salzburgs verwahrt. Mehr als 1000 Handschriften vom 8. bis zum 19. Jahrhundert befinden sich in den Sondersammlungen der Universitätsbibliothek, werden wissenschaftlich für die Forschung aufbereitet und einer breiten, interessierten Öffentlichkeit in Form digitaler Faksimiles zugänglich gemacht. Die Jahre 1806/1807 waren für die Universitätsbibliothek von herausragender Bedeutung, da mehr als 20.000 Bücher aus der aufgehobenen Hofbibliothek der Salzburger Fürsterzbischöfe in ihren Besitz gelangten. Allerdings handelte es sich dabei nicht um den Gesamtbestand. Wertvolle Manuskripte und Drucke wurden bereits 1801 als Folge der Napoleonischen Kriege für die Bibliothèque Nationale in Paris requiriert. Diese Codices wurden während der Zugehörigkeit Salzburgs zu Bayern zurückgefordert und auch tatsächlich rückerstattet, allerdings nicht an Salzburg, sondern an die Königliche Bibliothek in München.

Kuratorenführungen

Do 19. 11., 10 Uhr
Do 17. 12., 10 Uhr
und nach Vereinbarung

Mit Mag. Beatrix Koll, Universitätsbibliothek Salzburg
Treffpunkt: Nordoratorium

 

Abb.: Erzbischof Bernhard von Rohr als Arzt, Ulrich Schreier, Salzburg, 1476 Universitätsbibliothek Salzburg, M III 67. | Foto: J. Kral